Wenn du Geld verleihst aus einem von meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du
an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen.
[ 2. Mos, Ex 22,24ff. ]


"Ich habe gar kein Geld auf der Bank..."

Klar, die anderen auch nicht (mehr)– oh, schon der zweite Besucher. Aber Ernst beiseite: Schauen Sie noch mal genau nach. Vielleicht haben Sie noch irgendwo eine sogenannte Lebensversicherung, Rentenversicherung, oder gar Aktien, "Wert"papiere o.ä.?

Die kündige ich doch nicht, da mache ich doch Verluste und kriege vielleicht nicht mal die Hälfte zurück! Außerdem hat man uns gesagt...

...unser aller Geld sei sicher? Es ist mehr als sicher: Denn was nicht mehr da ist, kann auf keinen Fall verloren gehen. Oder wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass sich ausgerechnet Ihr Geld nicht unter den 18 Billionen befindet, die fehlen?

Na Sie machen mir Mut...

Ich kann Sie aber beruhigen. Das Geld ist nicht weg, sondern es hat jemand anders - ausgegeben.

Was hat die Bank mit meinen Geldanlagen gemacht?

Ihr Geld verliehen an Leute, die es wegen permanenter Geldwanderung nun nicht mehr zurückzahlen können, geschweige denn die dazugehörigen Kreditzinsen, die Sie fordern.

Sie meinen die Bank - oder etwa mich?

Sie und die Bank. Die Kreditzinsen fordert die Bank, um die Guthabenzinsen an ihre Sparer auszahlen zu können - z.B. an Sie. Andererseits möchte sie daran auch mitverdienen, deshalb schlägt sie noch etwas drauf. Da die Summe aller Guthaben durch diese Zinsforderungen exponentiell ansteigt, die Wirtschaft dabei aber nicht mithalten kann, muss als Folge die Risikobereitschaft der Banken bei der Kreditvergabe steigen. Die Banken wissen aber genau, dass sie zur Not zusammen mit ihrer Sparer Zins vom "Staat" gerettet werden.

Wo nimmt der Staat das Geld zur Rettung her?

Daher, wo auch der Sparer Zins herkommt, von uns. Der Regierung erhöht die Steuern oder sie nimmt, wenn das nicht (mehr) geht, Schulden auf - also einen Kredit am Kreditmarkt. Diesen Kredit müssen wir und unsere Nachfahren incl. Zins abarbeiten - was allerdings unmöglich ist.

Das Geld ist und bleibt also weg...

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, ihr verlorenes Geld wiederzubeschaffen – sogar legal.

Wollen Sie mein Retter sein!?

Sie können sich nur selbst retten – wenn Sie schneller sind als die anderen.

Sie wollen mich unter Druck setzen?

Im Gegenteil, ich möchte Ihnen den Stress ersparen, mit allen anderen zusammen den Bank-Einbruch versuchen zu müssen. Denn er gelingt nur alleine!

Was hätte mein Bank-Einbruch - falls ich mich darauf einlassen würde - für einen Sinn, wenn das Geld wirklich weg wäre?

In dem Moment, wo Sie den Bankangestellten freundlich auffordern, Ihnen einmal Ihr Geld zu zeigen, wird er, damit die Geldwanderung nicht auffliegt, Ihr abhanden gekommenes Geld von irgendwo anders zusammenkratzen. Falls Sie nicht gerade ein Millionär sind, haben Sie gute Chancen, dass es relativ schnell geht. Allerdings würden Millionäre so etwas nie tun, da sie das Ziel der Geldwanderung sind. Da das Geld auf einer Einbahnstraße wandert, muss die Zentralbank Ihr Geld zur Not ersetzen - was allerdings dazu führt, dass das Geld "verdünnt" wird.

Ist das nicht ein bisschen zu einfach?

Es ist ärgerlich für die Bank. Ihr Geld war ja an jemanden verliehen - gegen Zinsen, an denen sie mitverdient hätte. Sie wird sich deshalb wehren! Versuchen Sie doch erstmal einen Probe-Bank-Einbruch: Gehen Sie ganz entspannt hin und philosophieren Sie ein bisschen mit dem Bankangestellten, indem Sie ihm erklären, Sie würden jetzt gern das und das vorzeitig kündigen wollen, Sie bräuchten das Geld bis dann und dann auf Ihrem Girokonto - da können Sie was erleben!

Wieso, sträuben die sich etwa?

Sie fürchten sich vor Bank-Einbrüchen. Falls Sie ohne Geld wieder nach Hause geschickt werden sollten, seien Sie nicht enttäuscht. Sie hatten mit Profis zu tun, die das als ihren Erfolg feiern, wenn Sie außer Sichtweite sind. Geben Sie nicht auf, sondern werden Sie wütend und seien Sie besser vorbereitet für nächstes Mal. Sie können nur gewinnen! Mein erster Besucher hat es auch geschafft - obwohl’s ihn sichtlich Nerven gekostet hat...

geldsyndrom.jpg

Aber schade ich damit nicht der Wirtschaft? Mein Geld war ja an jemanden verliehen, sagten Sie...

Nur wenn Sie das Geld dann unters Kopfkissen stecken. Nicht, wenn Sie etwas dafür kaufen. Dann befreien Sie denjenigen, der vorher "Ihren" Zins erwirtschaften musste, von dieser Last.

Ich schade also niemandem außer der Bank und tue sogar noch ein gutes Werk dabei?

Nicht ganz. Sie schaden niemandem außer der Bank und verzichten von nun an auf Ihr böses Werk.

Wieso müsste ich dabei schneller sein als die anderen?

Na erstens wegen der langen Schlange – aber Ernst beiseite, je mehr erfolgreiche "Bank-Einbrüche", desto mehr Geldverdünnung, falls die Zentralbank das Geld der Einbrecher wirklich ersetzt. Wenn es jedoch zu viele werden, könnte man die Bank schließen müssen - selbstverständlich vorübergehend und wegen technischer Probleme, oder wegen eines Marders im zentralen Rechenzentrum...

Wenn das Geld wirklich weg wäre, könnte es doch nicht verdünnt werden!

Philosophen sind harte Brocken. Wir betreten jetzt Ihr Fachgebiet: Das Geld ist weg und auch wieder nicht weg - eine Frage des Standpunktes. Und die Schulden bleiben leider real, solange eine Mehrheit darauf vertraut, dass das Geld, das "weg" ist - das heißt, woanders ist - doch noch da ist, wo sie es vermutet.

schopenhauer.jpg

Dann ist das natürlich klar! Danke, dass Sie es so verständlich erklärt haben. Das heißt, unser Geld existiert nur noch als Wille und Vorstellung dort, wo wir dachten...

Wenn das Vorstellungsvermögen zu vieler Menschen nachlässt, ist der Spuk bald vorbei. Die grauen Herren nennen das ehrfürchtig "Vertrauensverlust", denn diesen fürchten sie am meisten.

Moment mal, wenn das alles stimmen sollte und ich mich auf den Bank-Einbruch einlasse, verursache ich damit ja auch die Geldverdünnung.

Deshalb sollten Sie nicht zu viel Zeit verlieren.

Und hoffentlich haben nicht alle die gleiche Idee...

Deshalb nur Mut, einer der ersten zu sein! Sie haben die Wahl: Alle verlieren inklusive Ihnen, oder alle verlieren außer Ihnen. Oder etwas verständlicher für Sie: Entweder alle inklusive Ihnen verlieren ihre falsche Hoffnung, oder Sie als einer der wenigen Willigen bekommen eine Vorstellung davon, wie man die Abwanderung des flüchtigen Geldes stoppt.

Also wohl eher keine Wahl... aber wäre das nicht egoistisch von mir?

Im Gegenteil. Statt sich später gegenseitig bemitleiden zu müssen, können Sie dann so frei sein!: Denen zu helfen, die zu spät zum Bank-Einbruch gekommen sind.

Ich denke, ich bin so frei...

Warten Sie, ich wollte noch etwas über die Freiheit... – zu spät.

Aber kommen Sie dann wiiieder!

...
...

Haben Sie’s?

Ja, das hat vielleicht Nerven gekostet... aber wohin jetzt damit?