"Sehnsucht nach Freiwirtschaft erwecken!"
[ Silber-Engel ]

„Was wäre wenn.....wir Freigeld in der Tasche hätten?“

(aus FW Nr. 48+49 Sep.-Dez. 2011)

Alle unsere Freunde und Mitkämpfer wissen, daß wenige Menschen sich vorstellen können, welche Wirkung auf unser Wirtschaftsleben Freigeld auf Leben und Wirtschaft ausüben würde. Was uns einfach und selbstverständlich ist, stößt leider häufig auf das berüchtigte Brett vor dem Kopf, das viele Menschen unbewußt herumtragen. Es hat keinen Sinn, sich über Unverstand zu beklagen.

Wir wollen nicht übersehen, die Propaganda im Dienste des Ausbeutungssystems benebelt die meisten Köpfe, so daß sie nicht mehr fähig sind, die seit vielen Generationen eingetrichterten Vorurteile aufzugeben. Wer kann schon im Nebel den richtigen Weg finden? Nur einem Teil von ihnen, denjenigen, die gescheit genug sind zu erkennen, daß unser Staats- und Wirtschaftssystem schlecht, ungerecht, korrupt, volksfeindlich ist, und es offen aussprechen, können wir das Denkvermögen wiedergeben, indem wir ihnen….die Freiwirtschaft vordenken. Etwa in dieser Weise:

Stellen Sie sich vor, wir haben statt schwindsüchtiger Euros schon Freigeld in der Tasche. Freigeld hat die einzigartige Eigenschaft, die dem Euro, ja allem Geld der ganzen Welt fehlt: Es MUSS angeboten werden. Denn der Freigeldschein verliert Woche für Woche etwas von seinem: Nennwert. Aber man kann den Verlust auf die einfachste Weise von sich abwenden, indem man diesen Schein einem anderen in die Hand drückt. Nun sitzt dieser liebe Nächste auf dem Schein und sieht sich dem gleichen Problem gegenüber. Was tun? Ebenfalls umgehend weiterreichen! Natürlich läßt man sich irgend etwas dafür im Austausch geben, sei es eine Ware oder Dienstleistung. So handelt jeder Mensch aus Eigennutz- und sein Eigennutz wird durch den Ansporn, erhaltene Geldscheine bald weiterzugeben, allen Mitmenschen nützlich.

Stellen wir uns einen kleinen Betrieb vor, vielleicht eine Autowerkstatt. Der Meister hat an Ihrem Wagen einen kleinen Schaden ausgebessert. Mit der Bezahlung ist das heute eine umständliche Sache. Er schreibt eine Rechnung, schickt sie Ihnen und dann- wartet er darauf, daß Sie so freundlich sind, innerhalb einer üblichen Monatsfrist ihm das Geld dafür zu geben. In dieser Zeit muß der Meister seinen Arbeitern wöchentlich den Lohn bezahlen, die Lieferanten der eingebauten Ersatzteile wollen ebenfalls innerhalb von vier Wochen ihr Geld sehen, weil sie, in der gleichen Lage wie der Autowerkstattmeister, das Geld brauchen.

Alle laufen dem Geld nach, alle müssen auf das ihnen zustehende Geld warten. Sie glauben (lateinisches Wort: credo- ich glaube-, „Kredit“), daß sie es irgendwann bekommen, aber fürchten, daß sie es aus irgendwelchem Grunde NICHT oder nicht so bald bekommen. Das Finanzamt verlangt sogar Vorauszahlung der Steuern, weil es dem Unternehmer in Geldsachen gar nicht traut! Aber wir sollen es? Und woher nehmen?

Nun ist jemand da, der Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung hat: Die Banken! Die Wartezeit zu überbrücken hilft die Bank, indem sie „Kredit“ gibt, das Geld, das Sie und der Werkstattmeister so nötig brauchen, Ihnen für eine gewisse Zeit vorschießt. Das ist ein gewisses Risiko, und dann möchten Bank, ihr Personal und die Geldleiher davon leben. Sie erheben also eine zusätzliche Abgabe von unserem Werkstattinhaber, die man allgemein “Zinsen“ nennt.

Was bleibt unserem Werkstattmeister anderes übrig, die Zinsen als Unkosten in den Betrieb seines Geschäftes einzubeziehen und--- Ihnen auf die Rechnung zu setzen? Freilich ist nicht üblich, die Zinsen für den „Kredit“ auszuweisen, den Sie als Wagenbesitzer in Anspruch nahmen, aber es gibt gar keine andere Möglichkeit für den Werkstattbetrieb, als den Zins auf Sie, den Kunden, überzuwälzen.

Creutz

Nun wollen wir denselben Vorgang von Standpunkt des Freigeldes betrachten.

Man bezahlt Sie für Ihre Arbeit natürlich mit Freigeld, das eben die Eigenschaft hat, wöchentlich ein Tausendstel seines Nennwertes an Tauschwert zu verlieren. Für Sie, wenn Sie 500 Taler in der Woche verdienen, ein Verlust von 50 Pfennigen. Aber Sie können sich ja diesem Verlust- eigentlich doch nur eine Unbequemlichkeit- mühelos entziehen, indem Sie ihre Freigeldscheine umgehend weiterreichen. In diesem Falle also Ihre Autowerkstatt bei Empfang des Wagens sofort bar bezahlen. Vielleicht kommen Sie gar auf die Idee, dem Meister gleich bei Einlieferung des Autos das Freigeld in die Hand zu drücken? Können Sie sich vorstellen, daß Ihr Werkstattmeister lieber 10 Pfennig Verlust für eine 100 Taler-Reparatur hinnehmen wird, als der verfluchten Bank ein mehrfaches an Zinsen für den erbettelten (ja, fragen Sie mal danach!) „Kredit“ zu entrichten? Wie würde er sich freuen, seinen Ersatzteillieferanten umgehend die Freigeldscheine anzudrehen, die er gerade von Ihnen erhalten hatte! Oder seine Autoschlosser mit Freigeld zu entlohnen, weil alle Kunden ein persönliches Interesse haben, nicht mehr auf ihrem Geld sitzen zu wollen und es auch nicht können. Freigeld würde obendrein seine Buchführung gewaltig vereinfachen. Nur ein Zettel für die Kosten, keine Rechnungen erstellen, keine Mahnungen, keine Verhandlungen mit und Kontoauszüge der Bank, kein Mißtrauen wegen des Geldes untereinander.

Im kapitalistischen System laufen dem Gelde alle nach-
In der Freiwirtschaft läuft das Geld allen nach!

In welchem System würden Sie am liebsten leben?

„Was wäre wenn wir Freigeld in der Tasche hätten? (II.Folge)“

Sind Sie der Ansicht, daß der Lohn bzw. das Gehalt, das Ihnen Ihr Brötchengeber zahlt, in einem annehmbaren Verhältnis zu Ihren geldlichen Verpflichtungen steht? Sofern Sie selbständig, freiberuflich tätig sind, sind Mühen und das viele Geld, das Sie einst in ihre eigene Ausbildung steckten oder in den Aufbau Ihres Geschäftes, tatsächlich dem Einkommen angemessen- das heißt, macht Ihr Einkommen den jahrelangen Verdienstausfall wirklich wett?

Ich hege keinen Zweifel, daß Ihnen das Mißverhältnis zwischen Verdienst und dem, was man damit kaufen kann, längst aufgefallen ist, sonst würden Sie diese kleine Abhandlung erst gar nicht lesen. Wir wollen hierbei nicht von den Abzügen sprechen, die Sie auf der Abrechnung gewiß mit Zorn betrachten, weil man ja gar nicht weiß, ob man etwas dafür wiederbekommt. Ich meine damit Steuern, Krankenkasse, Altersversicherung usw.. Das wäre noch irgendwie zu rechtfertigen. Nein, der Unterschied zwischen dem, was man für die eigene Arbeit erhält und dem, was man auf dem Markte dafür kaufen kann, ist zu auffallend.

Ja warum bezahlt Sie Ihr Arbeitgeber nicht angemessen? Weil er nicht nötig hat, Ihnen einen Cent mehr zu geben als er muß. Auch Ihr Arbeitslohn wird grundsätzlich von Angebot und Nachfrage bestimmt, also vom gleichen Markt bestimmt, auf dem Sie einkaufen. Tarifverträge verschleiern das nur, überheben Sie dem Problem, Ihren Lohn mit dem Arbeitgeber selbst auszuhandeln. Dabei können Sie natürlich besser oder schlechter dastehen, als es Ihrer Leistung entspricht. Wer kennt nicht den Großbetrieb, wo oftmals Nieten mitgezogen werden, weil der Tarif so gut wie keine Leistungsunterschiede vorsieht?

Der kapitalistische Betrieb - und je größer, um so kapitalistischer! - fährt mit Tarifverträgen und Gewerkschaften durchweg besser als ohne sie. Denn eine Tatsache wird Ihnen bestimmt aufgefallen sein, zumal wenn Sie in Treue jahrelang Ihrem Betrieb dienen: Die stetige Geldentwertung, der Kaufkraftverlust läßt wegen des Tarifes die Kaufkraft Ihres Lohnes zurückbleiben, der „Arbeitgeber“ hingegen erhöht, weil der Markt es so will, die Preise seiner (von Ihnen erarbeiteten!) Erzeugnisse, braucht Ihnen aber die Differenz nicht auszuzahlen! Das Resultat wird Ihnen bekannt sein: Die Aktien Ihrer Firma steigen an der Börse, weil sie mehr Profit macht.

Warum sollte er noch an Ihren Verdienst denken? Er verfügt über eine andere Waffe gegen Sie, wenn Sie gegen die Minderung Ihres Arbeitsertrages rebellieren: (Denken Sie etwa an Streik?). Es stehen nämlich immer andere Arbeitskollegen vor dem Tor bereit, Ihren Arbeitsplatz zu übernehmen, und wenn es viele sind, gerne auch zu schlechteren Bedingungen als Sie mögen. Bedenken Sie, daß im kapitalistischen Wirtschaftssystem in der Regel auf 20 Arbeitsplätze mindestens 21 Arbeitsuchende kommen. Sollte das Verhältnis darunter sinken, spricht man in den kapitalbesitzenden Kreisen von „Arbeitskräftemangel“ und importiert frische Lohndrücker aus dem Ausland. Davor ist heutzutage niemand sicher. Vor 50 Jahren waren es Berg- und Industriearbeiter aus der Türkei, jetzt holen sich die internationalen Großkonzerne Akademiker aus Indien.

„Mangel an Arbeitskräften“

Wie solch ein „Arbeitskräftemangel“ sich darstellt, erlebten wir vor 40 Jahren, 1972, in Deutschland. Es ist also nicht so lange her, und ich besitze einige Dokumente und Erinnerungen aus dieser Zeit. Da stand an jedem Fabriktor ein riesiges Schild: „WIR STELLEN EIN:“ und darunter eine lange Liste gesuchter Fachkräfte. Die Arbeitsmarkt-Anzeigen in den Zeitungen waren voll mit Versprechungen: „Gutes Betriebsklima“ „Aufstiegsmöglichkeit vorhanden“ „Verbilligtes Kantinenessen“ „Übertarifliche Entlohnung“ „Zusatzurlaub“ „Überstunden möglich“.

Unvorstellbar heute? Ja, leider! Denn nur wenige Jahre weiter lief die Hochkonjunktur aus und wir warten nun bereits 40 Jahre auf etwas Ähnliches- viele haben die Hoffnung bereits aufgegeben.

Ursache: Die Profite (nur ein anderer Ausdruck für Zinserträge) mußten damals zunehmend verwendet werden, die Lohntüten aufzufüllen. Der allgemeine Lebensstandard hob sich merklich. Die 40-Stundenwoche wurde zur Regel. der Samstag war grundsätzlich arbeitsfrei. Aber Lohnverbesserungen sind dem kapitalistischen System auf die Dauer nicht erträglich.

Die Natur des kapitalistischen Geldsystem verhindert die stetige Verbesserung der Lebensbedingungen, auch wenn die schaffenden Menschen es so wollen.

Wirtschaftsaufschwung mit Freigeld

Mit dem Gebrauch von Freigeld nach Silvio Gesell ändert sich SOFORT das Verhältnis von Arbeit zum Kapital, weil es bedingungslos dem Markte zur Verfügung gestellt werden muß. Das gilt selbstverständlich auch für den „Arbeitsmarkt“. Freigeld macht die Hochkonjunktur zum Dauerzustand. Mit Freigeld brauchen wir Werktätigen nicht mehr zu fürchten, daß die schöne Zeit, wo der Unternehmer die Arbeitskräfte für seinen Betrieb mit den verlockendsten Angeboten umwirbt, bald vorüber ist. (Der Unternehmer kann dafür nichts, über das Wirtschaftswetter bestimmten allzeit die Geldbesitzer, Groß-Kapitalisten, heute hochtrabend „Investoren“ genannt. Das Reichswährungsamt hat ihre Manipulationen- Geldschiebereien ein für alle mal beendet).

Sobald Freigeld auf dem Markte Nachfrage hält, kann die Verbesserung des Lohnniveaus nicht mehr aufgehalten werden. Und zwar ganz ohne Streiks, Tarifverhandlungen, Arbeitsgerichte. Der erwerbslose 21. Mann, der früher vom System benutzt wurde, dem Zinsertrag den Vorrang vor dem Lohn zu garantieren, wird vom Arbeitskräftemangel einfach aufgesogen, verschwindet im „Wirtschaftsprozeß“. Sorgt die Regierung, die Freigeld einführte, dafür, daß die Großunternehmen keine Lohndrücker aus dem Ausland importieren, werden die Betriebe aus Eigeninteresse dafür sorgen, daß ihre Arbeitsbedingungen am günstigsten, die Löhne zufriedenstellend sind. Jeder Betriebsführer, der meint, daran vorbeizukommen, wird sich wundern, wie schnell die Belegschaft seinen Betrieb stillegt. Ohne Streik, Ausstand, Aussperrung. Die sagen ihm nur kurz und knapp: Chef, morgen ist für mich hier der letzte! Sehen Sie zu, wo sie einen finden, der bei Ihnen noch arbeiten will!“

Mit Freigeld im Wirtschaftsverkehr können sich die Unternehmen leisten, ihrerseits die Löhne zu verdoppeln, zu verdreifachen- bei gleichbleibenden Warenpreisen versteht sich, weil sie selber Kredite zur Vorfinanzierung unter weitaus günstigeren Bedingungen, d.h. zinsfrei erhalten, eine Vermittlungsgebühr ist Arbeitslohn, kein Zins. Sie können denjenigen besser bezahlen, der durch seine bessere Leistung auch dem Betrieb wertvoller wird. Die Firmen haben keine Sorgen, ihre Erzeugnisse oder Leistungen auf dem Markte abzusetzen, denn dort wird ja ebenfalls und ausschließlich mit Freigeld gezahlt. Ihre „Marketing-Abteilungen“ und Handelsvertreter, die mit allem möglichen, denkbaren und undenkbaren Methoden sich angestrengt um Kunden bemühten, werden aufgelöst, ihr Personal der Produktion eingegliedert.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg rechneten Freiwirte aus, daß man in der ausbeutungsfreien Freiwirtschaft mit zwei Stunden Arbeit täglich auskommen würde. Seitdem hat sich die Wirtschaft noch viel weiter rationalisiert. Mit moderner Technologie würden wir, sobald uns der volle Ertrag unserer Arbeit zufließt, mit einer Stunde Arbeit am Tag auskommen. Auch das Millionenheer der Erwerbslosen, das kümmerlich- demoralisiert- von „Hartz“ leben muß, findet Arbeit, und verdient dann in ein paar Stunden in der Woche mehr als genug. Sobald uns unser Freigeld-Einkommen genügt, wir genug auf dem Sparbuch haben, dabei die Gewißheit, daß das Währungsamt uns vor Inflation und Deflation bewahrt, dann werden wir uns entschließen, anstelle der sogenannten „Werktage“ mehr Freizeit und Urlaub zu genießen! Wir werden uns unseren Familien und Kindern widmen, für die wir im kapitalistischen Ausbeutesystem keine Zeit hatten. Wir überlassen sie nicht mehr Kindergärten und Schulen, wo sie verstört und verdorben wurden, uns innerlich und äußerlich fremd wurden. Wir werden die Zeit besitzen, unsere bisher unterdrückten kulturellen Talente zu entwickeln. Die Möglichkeiten, unser Dasein damit zu verschönen, sind endlos. Und nicht zuletzt wird uns die Zuversicht, endlich einmal richtig zu LEBEN, auch Kraft und Willen verschaffen, unsere wirtschaftlichen Errungenschaften, unser Eigentum und unsere frei gewordene Kultur zu verteidigen. Wir werden das für unsere frei gewordene Gesellschaftsordnung gerne tun, der wir den großen Fortschritt verdanken, und wenn nötig mit Waffen.

Denn Kampf ums Dasein wird das Leben auch mit Freigeld und Freiland bleiben, so lehrte uns Silvio Gesell in der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“.

DFB

DOWNLOAD der zwei Beiträge als PDF